
Was vor über 60 Jahren in den Laboren der DDR fast in Vergessenheit geriet, könnte heute ein entscheidender Baustein der deutschen Energiewende werden. Zwei Ingenieure haben ein altes Verfahren entdeckt, das die Speicherung und den Transport von Wasserstoff revolutionieren könnte – und damit eines der größten Probleme der Energiewende löst.
🔬 Eine vergessene DDR-Idee kehrt zurück
In den 1960er-Jahren arbeiteten Forscher am Deutschen Brennstoff-Institut in Freiberg (DDR) an einer Möglichkeit, Wasserstoff sicher zu speichern und zu transportieren. Ihr Verfahren war seiner Zeit weit voraus – doch es verschwand in den Archiven, weil die DDR bald auf sowjetische Erdgasimporte setzte und kein Interesse mehr an heimischen Entwicklungen bestand.
Heute – Jahrzehnte später – greifen Uwe Pahl und Matthias Rudloff diese alte Idee wieder auf. In den handgeschriebenen Laborbüchern der DDR-Wissenschaftler stießen sie auf detaillierte Versuchsdaten und Betriebsprotokolle. „Wir haben die Berichte von damals, gelbe Matrizen, aber noch lesbar“, erzählt Rudloff.
Das Duo gründete daraufhin das Dresdner Start-up Ambartec. Ihr Ziel: das vergessene Verfahren neu aufleben zu lassen – und Deutschland damit einen riesigen Schritt in Richtung klimaneutrale Energieversorgung zu bringen. Unterstützt werden sie dabei unter anderem vom Energiekonzern Wintershall Dea.
⚙️ So funktioniert das „Nugget“-Prinzip
Das Prinzip klingt fast simpel:
- Eisenoxid + Wasserstoff → Eisen + Wasserdampf.
- Eisen + Wasserdampf → Eisenoxid + Wasserstoff.
Mit diesem chemischen Kreislauf lassen sich Eisen-Nuggets herstellen, die Wasserstoff aufnehmen und wieder abgeben können – ähnlich wie ein Akku für Energie in fester Form. Die kleinen Metallstücke können also beladen, transportiert und später wieder entladen werden.
Anstelle teurer Drucktanks oder kryogener Flüssigsysteme könnte der Wasserstoff so in Containern transportiert werden – sicher, günstig und ohne Explosionsgefahr.
🧩 Warum die DDR-Technik nie durchbrach
Tatsächlich war das Grundprinzip schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Doch die praktische Umsetzung galt als schwierig. Die winzigen Eisenpartikel zerbröselten nach wenigen Zyklen – und machten die Technologie instabil. Laut den alten DDR-Unterlagen hatten die Forscher damals jedoch einen Weg gefunden, das Material dauerhaft stabil zu halten.
Rudloff erklärt: „Wenn Sie nicht wissen, wie es geht, zerbröseln Ihnen diese Nuggets nach drei Versuchen. Aber wir wissen, wie es geht.“
⚡ Warum das Verfahren heute so wichtig ist
Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende, besonders in energieintensiven Branchen wie Chemie, Stahl und Zement. Doch die Herstellung, Speicherung und der Transport sind teuer:
- Wasserstoff muss stark komprimiert oder verflüssigt werden.
- Sicherheitsvorschriften und Genehmigungen treiben die Kosten weiter in die Höhe.
- Die Infrastruktur (Leitungen, Tanks, Verdichterstationen) ist teuer und kompliziert.
Mit der Eisen-Nugget-Methode ließe sich das umgehen: Wasserstoff könnte in fester Form wie Stückgut transportiert werden. Kein Hochdruck, kein Spezialtank – und keine Explosionsgefahr. Das würde die Kosten und Risiken massiv senken.
🚀 Praxis-Test startet
Noch ist unklar, ob die alte DDR-Technik den heutigen Ansprüchen an Effizienz, Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit gerecht wird. Ambartec testet derzeit die Methode unter realen Bedingungen. Sollte sie sich bewähren, könnte sie zu einem Schlüsselwerkzeug der deutschen Energiezukunft werden – und zeigen, dass in den Archiven der DDR manchmal echte Schätze schlummern.
🧠 Fazit
Eine vergessene Idee aus DDR-Zeiten könnte das größte Problem der Wasserstoffwirtschaft lösen: sichere und günstige Speicherung.
Ob es wirklich gelingt, wird sich bald zeigen – doch die Hoffnung ist groß, dass aus einem Stück DDR-Forschung der Motor der Energiewende von morgen wird.

